Dienstag, 26. Juli 2011

Norwegen, Todesstrafe...

Was war da am 22. Juli in Norwegen los?! Ein christlich fundamentalistischer, rechtsextremer Norweger, der vor Islamisierung der westlichen Welt und Kulturmarxismus "warnt", zündet in der Osloer Innenstadt eine Bombe und tötet danach auf einer Insel, auf der ein sozialdemokratische Jugendcamp war, zig wehrlose Personen und Kinder. Er hat die Tat zwar bereits gestanden, plädiert aber auf nicht schuldig, da es seiner Meinung nach ja notwendig war. Schrecklich wie ein Mensch zu so einer Gräueltat in der Lage sein kann.


Nachdem diese Meldung um die Welt ging, wurden wieder zahlreiche Stimmen laut, die die Todesstrafe und Folter im ärgsten Ausmaß forderten. Und das schockiert mich ebenfalls. Menschen, die normalerweise keiner Fliege was zu leide tun würden, verlangen ernsthaft den Tod eines Menschen. Natürlich war es feige und absolut schrecklich was Anders Behring Breivik aufgeführt hat und natürlich verdient er eine harte Strafe, doch gibt das einem Menschen das Recht, einem Menschen das Leben zu nehmen? Hatte Anders Breivik das Recht anderen Menschen, dass Leben zu nehmen?

NEIN!

Keiner, das gilt für radikale "Weltverbesserer" so wie sich der Norweger sah, genauso aber für uns alle, die von so einer Schandtat schockiert sind, hat das Recht den Tod eines anderen Menschen zu fordern. Wer oder was sollte einem das Recht überhaupt geben? Hier zwei Auszüge aus der UNO-Menschenrechtscharta (Quelle: http://www.un.org/Depts/german/grunddok/ar217a3.html):

"Artikel 3
Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person."

"Artikel 5
Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden."

Und wenn jemand gegen diese Artikel verstoßt, gibt es keinem anderem Menschen das Recht ebenfalls dagegen zu verstoßen. Wo kämen wir den hin? Gehen wir von folgendem, etwas surrealen, Beispiel aus. Sollte sich jetzt jemand erheben und Herrn Breivik töten, könnten sich nun immer weitere erheben und den jeweiligen Mörder ebenfalls töten. Wo würde dieser Kreislauf hinführen? Chaos und das Recht zum Mord wären die Folge. Von Gerechtigkeit kann hier sicherlich nicht mehr die Rede sein.

"Auge um Auge - und die ganze Welt wird blind sein."
Mahatma Gandhi


Worauf sich die Befürworter von Todesstrafe und Folter stürzen, ohne es natürlich selbst zuzugeben ist das "Auge-um-Auge, Zahn-um-Zahn" Prinzip. Genau diese Menschen möchte ich jetzt ansprechen: Überlegt mal, wann kam dieses Prinzip auf? Ja, das habt ihr sicherlich irgendwann mal ziemlich zu Beginn eures Geschichtsunterrichts gelernt, noch bevor die antiken Römer und Griechen überhaupt als Volk existierten. Fast 4000 Jahre ist es her, als Hammurabi, der König von Babylonien, seine Gesetze auf einen Stein meißelte. 4000 Jahre... und seither soll sich die Welt scheinbar nicht weiterentwickelt haben? Also wirklich... wollt ihr das?



Und denkt mal zum Beispiel an die Rechtslage in Saudi-Arabien! Gültig dort ist die Scharia, also das religiöse Gesetz des Islams (korrigiert mich bitte, sollte ich das falsch ausgedrückt haben). Man hört heutzutage immer wieder von drakonischen Strafen, wie zum Beispiel der Amputation einer Hand bei Diebstahl oder Steinigung bei Ehebruch. Schrecklich oder?
Nun denkt mal etwas weiter und überlegt welcher Hintergedanke auch hier steht => Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer jetzt meint das sei etwas total anderes, der irrt. Natürlich ist es dort Gesetz und hierzulande natürlich nicht legal (allein deshalb sollte man sich nach dessen Forderung schon an den Kopf greifen), aber das Prinzip dahinter bleibt das selbe.

Ironischerweise sind es oft die selben die Auge-um-Auge verlangen und gleichzeitig die Scharia als mittelalterlich und barbarisch verurteilen. Aber das sei nur mal so dahin gestellt.


Ich hoffe ihr alle überdenkt nochmal was ihr eigentlich verlangt und wozu ihr euch selber machen würdet. Natürlich ist die Bestrafung eines Menschen der zahlreiche andere getötet hat, eine sehr heikle Angelegenheit, aber Mord kann nicht als Lösung gegen Mörder angesehen werden, denn es lässt wiederum andere Mörder entstehen. Und wer Menschen im Geiste töten möchte, der sollte nicht anderen Mördern anzweifeln, wie sie zu so etwas in der Lage sein können. Nehmt euch das zu Herzen...

Quellen:
http://www.n24.de/media/_fotos/1politik/2011/juli_29/110725/breivik_476_dpa_SUBHOME_Standard_Media_Player.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/58/Code-de-Hammurabi-1.jpg/220px-Code-de-Hammurabi-1.jpg 

2 Kommentare:

  1. Was passiert ist hat die gesamte westliche Welt im Mark erschüttert, keine Frage. Es hat aber auch gezeigt dass man trotz Globalisierung und hohen Sicherheitsmaßnahmen nirgends mehr sicher ist und der Terror nicht nur von außen kommt.
    Doch wo ich mich in meiner Meinung bestätigt sehe ist wieder einmal das Thema Strafvollzug. Meiner Meinung gehört das Rechtssystem schon längst grundsaniert. Ein Kindervergewaltiger, der das noch junge Leben eines oder vielen Menschen zerstört hat bekommt vielleicht wenns hochkommt 15 Jahre. In den Nachrichten war letztens wieder ein Kindervergewaltiger der 12-jährige Schüler abgefüllt und vergewaltigt hat und nachdem er seine Strafe abgesessen hat wieder eine Anstellung in einer Schule bekommt und das selbe wieder macht. Das kann es doch nicht sein oder?? Das selbe ist jetzt mit Breivik. 21 Jahre oder maximal 30 Jahre wenn er als unzurechnungsfähig eingestuft wird. Danach wird er aber wahrscheinlich in eine psychiatrische Anstalt überwiesen werden aber ich finde das ist absolut keine Lösung für solche Fälle. Ich finde man sollte jeden Fall einzeln beurteilen und dann über das vorgehen neutral urteilen. Grundsätzlich bin ich kein Befürwörter der Todesstrafe. Ich fände Arbeitslager (tut mir leid für diesen Begriff aber mir ist absolut kein anderer eingefallen und ich will da jetzt nichts andeuten oder vergleichen) viel positiver für die zurückgebliebenen Menschen. Die Straftäter würden dann hart arbeiten, für die Gesellschaft einen guten Dienst leisten und trotzdem aus dem normalen Leben ausgeschlossen sein. Außerdem würden die zurückgebliebenen Menschen eine gewisse Genugtuung verspüren wenn sie die Täter tagtäglich schwitzen und arbeiten sehen würden.

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  2. @Simon Bramberger

    Was du für eine gute Idee hältst, ist die Zwangsarbeit. Es braucht eigentlich nicht viel Überlegung, um einzusehen, dass dieser Vorschlag nicht nur ethisch äußerst fragwürdig ist, sondern einfach funktionieren kann.

    Eine ganz einfache Frage, an der das gesamte Konzept scheitert: Was soll mit jenen Verurteilten geschehen, die sich weigern, die Arbeit auszuführen?

    Natürlich kann man berechtigterweise immer Kritik an Strafsystemen üben. Ich denke aber, dass Norwegen in der Frage Breivik zu einem angemessenen Urteil kommen wird. Ich glaube demnach auch, dass der Täter in einer psychiatrischen Anstalt gar nicht so schlecht aufgehoben wäre.

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